Manuelle Lymphdrainage


Die ML hat 3 wichtige Effekte, die alle wissenschaftlich untersucht und bestätigt worden sind:

ENTSTAUENDER EFFEKT

  • Jegliche Schwellungen am Körper können - Ausnahme: Herz- bzw. Nierenödem - sehr erfolgreich mit Lymphdrainage behandelt werden.
  • Das Lymphgefässsystem ist eine "Einbahnstrasse", die letzten Endes im rechten Herzen die lymphpflichtige Laste (Eiweiß,- Fett, Zellen-und Wasserlast) aus dem Gewebe in den Kreislauf zurück transportiert.
  • Man kann sich die Lymphe wie die Kanalisation des menschlichen Körpers vorstellen. Überall wo "Müll", also Schlackenstoffe, Eiweiße, Wunden entstanden sind, muss das Lymphgefässsystem den Abtransport desselben erledigen.
  • Durch die Grifftechnik kommt es zu einer pumpenden Wirkung im Gewebe. Die Eigenrhythmik der Lymphbahnen wird bis auf das 20fache angeregt.
  • Somit wird der schnellstens entstaut und der Normalzustand im Gewebe frühzeitig wiederhergestellt.
SYMPATHICOLYTISCHER EFFEKT

Die Manuelle Lympdrainage hat einen sehr grossen beruhigenden Charakter. Oftmals schlafen die PatientInnen bereits nach wenigen Minuten ein. Rhythmischer, monotone Abfolgen und eine gute Therapeutenhand sind Grundvoraussetzung für diesen Behandlungserfolg.

SCHMERZLINDERNDER EFFEKT

  • Ähnlich wie bei einem Mückenstich, bei dem man grosse Hautareale durch das "Kratzen" anregt und somit den Schmerz nicht mehr so stark spürt, wirkt die ML sehr gut gegen Schmerzzustände. (Gate-Control-Theorie).
  • Zudem bewirkt die ML, dass Schmerzmediatoren schneller dem Lymphgefässsystem zugeführt werden und somit im Gewebe nicht mehr aktiv sind.
  • Jegliche Schmerzzustände wie z. B. Migräne, frische Verletzungen, Sudeck, Fibromyalgie etc. sind deshalb das Behandlungsfeld der Lymphdrainage.
DIE 4. WIRKUNG

Die 3 erstgenannten Wirkungen der Lymphdrainage nach Dr. Vodder sind - wie bereits erwähnt - oftmals untersucht und bestätigt worden.

Wir glauben, dass es noch eine 4. Wirkung, die immunologische Wirkung der Lymphdrainage gibt.
Zum einen transportieren wir Bakterien, Allergene schneller zu den Orten der Körperabwehr (Lymphknoten), wo dann, ebenfalls schneller durch die allgemeine Steigerung des Lymphtransportes, die Sensisbilisierung der Lymphocyten und der Macrophagen erfolgt. Diese können dann über die Blutbahn an den Ort des "Geschehens" schneller eingreifen und ihre Arbeit (Phagozytose) verrichten, was wiederum zu einer besseren Immunisierung beiträgt.

VIELFÄLTIGE EINSATZMÖGLICHKEITEN

Die Indikationen der manuellen Lymphdrainage sind sehr vielfältig, denn sie greift mit ihrer Wirkung in völlig unterschiedliche physiologische Funktionen des menschlichen Körpers ein. Sie stellt eine Alternative oder wesentliche Ergänzung zu bisherigen Therapien aus dem großen Katalog der physikalischen Therapie dar.

1) An erster Stelle stehen umfangreiche Lymphödeme der Extremitäten. Das können primäre oder sekundäre Lymphödeme sein, wie sie z. B. nach Ablatio mammae mit Entfernung der axillären Lymphknoten auftreten; oder nach Strahlenschädigung der axillären oder inguinalen Lymphknoten, oder der iliakalen oder lumbalen Lymphbahnen. Wenn hier die manuelle Lymphdrainage auch nur in wenigen Fällen völlige Ödemfreiheit erzielen kann, so schafft sie doch durch die Verringerung des Ödemausmaßes eine deutliche Besserung des Allgemeinbefindens. Die Kombination von ML, Kompressionsverband und Bewegungstherapie führt zu einer optimalen Ödemreduktion.

Präparate der Benzopyron-Reihe sollen im Interstitium den Abbau der Plasmaproteine unterstützen. Diuretika hingegen führen nur zu kurzfristiger Ödemausschwemmung. Das Wasser, das hier entzogen wird, wird durch den Sog der im Gewebe liegenden Plasmaproteine sofort wieder ergänzt. Zusätzlich wird dadurch die Fibrosebildung gefördert, sodaß die mit Diuretika vorbehandelten fibrosereichen Ödeme schwer abzudrainieren sind.

2) Eine große Indikationsgruppe stellen die traumatischen Schädigungen wie Haematome, Distorsionen, Muskelfaserriß, Behandlung nach Luxationen dar.

2a) Haematombehandlung und Nachbehandlung bei Frakturen geben umfangreiche Anwendungsmöglichkeiten für die manuelle Lymphdrainage. Bei Haematomen muß Behandlung möglichst frühzeitig nach Blutungsstillstand einsetzen, bevor das Haematom einen Fibrin- und Leukozytenwall gebildet hat. Auch großflächige Haematome lassen sich mit wenigen, aber langen Behandlungen völlig abdrainieren.

2b) Bei Distorsionen und nach Luxationen wird bei der ML-Therapie auch ihre schmerzlindernde Wirkung ausgenützt. Hier wird die Haematombehandlung mit isometrischen Spannungsübungen verbunden. Aktive Übungen und eine elastische Bandage ergänzen die Behandlung.

2c) Die ML verkürzt beim Muskelfaserriß die Verletzungsdauer ganz wesentlich.

3) Bei Frakturen kann das Haematom bereits vor Versorgung mit Spaltgips und dann natürlich im Spaltgips behandelt werden, sodaß der Gehgips bald werden kann. Die ML-Therapie der Haematome bei Frakturen ist ein wesentlicher Beitrag, um der Sudeckschen Dystrophievorzubeugen. Auch bei der operativen Versorgung von Frakturen kann vor und nach der Operation die manuelle Lymphdrainage eingesetzt werden.

4) Die Sudecksche Dystrophie ist in allen Stadien eine wichtige Indikation für die manuelle Lymphdrainage. Hier spielt neben der Entödematisierung die schmerzlindernde Wirkung der ML eine große Rolle. Dadurch werden relativ bald passive und aktive Bewegungsübungen möglich.

5) Die Narbenbehandlung hat einen wichtigen Stellenwert. HUTZSCHENREUTER bewies in einer Untersuchung, daß die Behandlung mit ML eine bessere Wundheilung mit einer guten Narbenbildung bewirkt. Bei einer bereits bestehenden Narbe wird eine Wiederherstellung des gestörten Lymphabflusses erzielt.

Wenn Operationsnarben Lymphbahnen unterbrechen und sich dort lokale Ödeme bilden, lassen sich die Ödeme abdrainieren und bei der Narbenbehandlung die Verbindung der unterbrochenen Lymphbahnen wiederherstellen. Ebenso gute Ergebnisse kann man bei großflächigen Narben, z. B. nach Verbrennungen, erzielen. Hyperkeratotische Narben verlieren Juckreiz und Rötung und werden weich. Oft werden durch die Behandlung operative Narbenkorrekturen überflüssig. Allerdings ist die Narbenbehandlung zeitaufwendig. Besonders bewährt hat sich die manuelle Lymphdrainage nach kosmetischen Operationen.

6) Viele Indikationen bieten die Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Soweit es sich um subakute Krankheitsbilder handelt, sind die Regeln der Behandlung bei chronischer Entzündung zu beachten: Beginn mit kurzer Behandlungszeit und langsamer Steigerung. Treten keine Zeichen einer akuten Reaktion auf, kann auf die volle Behandlungszeit gesteigert werden. Hier bieten sich vor allem die rheumatischen Gelenkserkrankungen zur Behandlung an. Durch die schmerzlindernde Wirkung sowie durch die Entödematisierung kann eine bessere Beweglichkeit erzielt werden.

7) Die Krankheiten der Gruppe des Weichteilrheumatismus (wie Tendinitis, Tendoperiostitis, Tendovaginitis, Bursitis, Periarthritis, Periarthrosen, Carpaltunnelsyndrom) zeichnen sich durch gute Behandlungsergebnisse bei relativ langer Einzelbehandlungszeit aus.

8) In der Zahnheilkunde wird die ML als wirksame Kombination bei Kieferregulation verwendet und nach Zahnextraktionen und Operationen erfolgreich eingesetzt.

9) Bei chronischen Entzündungen (wie chronischer Schnupfen, chronische Tonsillitis, chronische Sinusitis, chronische Bronchitis) bringt die manuelle Lymphdrainage gute Behandlungserfolge.

10) Erfahrungsgemäß ergeben Krankheiten, die mit lokalen Ödemen im Cerebralbereich(Schlaganfall, Schädel-Hirntrauma) einhergehen, ein Einsatzgebiet für die ML. Innerhalb des knöchernen Schädels finden sich keine Lymphgefäße. Die dort entstehende lymphpflichtige Last wird über die Virchow-Robinschen Räume in den Gefäßwänden und über die Arachnoidalscheiden entlang der Riechnerven und Sehnerven zu den Lymphgefäßen von Hals und Gesicht abdrainiert. Durch die Mundinnendrainage ist eine cerebrale Entstauung möglich. Auf diesem Wege lassen sich Commotio cerebri, Apoplexie, Kopfschmerz, Migräne und das Menieresche Syndrom günstig beeinflussen. Auch Krankheiten, die mit lokalen Ödemen im Bulbus, Rückenmark oder im Verlauf der peripheren Nerven einhergehen, zeigen unter ML-Therapie deutliche Besserung.

11) In der Dermatologie läßt sich die ML bei Akne und Rosacea erfahrungsgemäß mit Erfolg einsetzen.

12) Ödematöse Veränderungen beim postthrombotischen Syndrom können ebenso abdrainiert werden, wie auch Ulcera cruris verschiedener Genese (venös, arteriell und diabetisch) durch ML zur Abheilung gebracht werden.

13) Es gibt noch eine Reihe anderer lndikationen, die auf neueren Erfahrungen mit der ML beruhen, als Beispiel seien genannt Mastodynie, die sogenannte "Cellulitis", Fibromyalgie, Sklerodermie. Bei Milchstau im Wochenbett, so zeigt es eine Studie des EVK in Düsseldorf, kommt es nach ein bis max. zwei ML-Behandlungen zum Milcheinschuß. Die bis dato dort eingesetzten Medikamente wurden nicht mehr verordnet.

Vodders manuelle Lymphdrainage kommt aber auch den Gesunden zugute. Schon längst wissen Frauen die ML-Therapie bei Schwellungen der Beine und zur Vorbeugung der Striae während der Schwangerschaft zu schätzen!

KONTRAINDIKATIONEN DER MANUELLEN LYMPHDRAINAGE

Trotz dieser vielseitigen Indikationsmöglichkeiten für manuelle Lymphdrainage gibt es klar umrissene Kontraindikationen:

1. Jedes metastasierende oder generalisierte carcinomatöse Krankheitsgeschehen ist von der ML-Therapie auszuschließen.

2. Akute Entzündungen (bakteriell, viral oder durch andere Fremdkörper) sind für die ML-Therapie nicht geeignet.

3. Jede Thrombose mit Emboliegefahr stellt eine absolute Kontraindikation dar.

Außerdem gibt es Krankheitsbilder, bei denen wir Vorsichtsmaßnahmen beachten müssen, z.B.

a) bei Ödemen, die infolge einer Carcinomtherapie entstanden sind

b) bei Schilddrüsenfunktionsstörungen

c) chronischen Entzündungen

d) Asthma bronchiale

e) Hypotonie

f) bei Ödemen, die durch cardiale Dekompensation entstanden sind, soll im Ödembereich nicht manuell abdrainiert werden, da es sonst zu schweren cardialen Dekompensationserscheinungen kommen kann

g) Diabetes

Vodder hat uns mit seiner manuellen Lymphdrainage eine wertvolle Therapie in die Hand gegeben. Es liegt nun an uns, sie zum Wohl der Menschen einzusetzen.